Gene Roddenberry konzipierte in den Sechzigern Star Trek, hierzulande ausgestrahlt als Raumschiff Enterprise. Die Science-Fiction-Fernsehserie um Kirk, Spock, McCoy und Konsorten, die den Weltraum im 23. Jahrhundert erforschen, erlangte schnell Kultstatus und hat noch heute ihre Fans. Im Gegensatz zu vielen anderen Zukunftsvisionen wurde hier eine humanistisch geprägte Utopie erschaffen. Soziale, wirtschaftliche und Umweltprobleme sind auf der Erde überwunden, Geld ist abgeschafft und in der Vereinten Föderation der Planeten widmet man sich der Erforschung unbekannter Orte in unserer Galaxis. Basierend auf Roddenberrys Makrokosmos erschienen später weitere Ableger. Einer davon ist Star Trek: Deep Space Nine (1993 bis 1999), dem dieser Rückblick gewidmet ist.
Deep Space Nine war in Deutschland kommerziell nicht besonders erfolgreich und lief in den Neunzigern überwiegend im Nachmittagsprogramm. Das soll aber nichts über die Qualität aussagen. Ich erinnere mich daran, dass ich damals in die ersten Staffeln ab und zu mal reingeschaut hatte. Ich war aber nie Fan von Fernsehausstrahlungen und habe bei den vielen Werbeblöcken meist um- bzw. gleich ganz ausgeschaltet. Mit den späteren Staffeln und etwas Warmlaufzeit wuchs aber mein Interesse und auch das Gefühl, diese Serie könnte mehr als die paar wahrgenommenen TV-Fetzen zu bieten haben. Vor ca. zehn Jahren erwarb ich dann die komplette DVD-Box mit allen 176 Folgen in sieben Staffeln. Bereut habe ich es nicht. Und kann nach dreimaligem Anschauen inzwischen sagen, in dieser gealterten Serie findet sich mehr Substanz als bei vielen modernen Produktionen unserer Gegenwart.
Die Milchstraße – Schauplatz in Star Trek
Schauplatz von Star Trek ist unsere Heimatgalaxie, die Milchstraße. Diese ist in vier Quadranten eingeteilt (Alpha-, Beta-, Gamma- und Delta-Quadrant), mit einem jeweiligen Durchmesser von ca. 50.000 Lichtjahren. Unser Sonnensystem mit der Vereinten Föderation der Planeten ist im Alpha-Quadranten angesiedelt. Grob gesagt befinden sich hier weiterhin Bajor, Cardassia und die Ferengi-Allianz. Im Beta-Quadranten existieren das Klingonische Reich und auch die Romulaner. Im Delta-Quadranten hausen neben den Borg noch die vielen anderen Rassen, die in „Star Trek: Raumschiff Voyager“ neu entdeckt werden.
Unsere Galaxis hat einen Durchmesser von ca. 100.000 Lichtjahren. Durch den Warp-Antrieb ist es den Raumschiffen im 24. Jahrhundert möglich, mit Überlichtgeschwindigkeit zu reisen. Eine Reise von 50.000 Lichtjahren, von der Mitte eines Quadranten zur Mitte des nächsten, würde ohne Hilfe von Wurmlöchern circa 50 Jahre bei maximaler Warpgeschwindigkeit bedeuten. Folglich wäre eine Reise zur Nachbargalaxie Andromeda, mit einer Entfernung von 2,5 Millionen Lichtjahren, für das Setting des 24. Jahrhunderts noch außerhalb des Möglichen. Und man schätzt die Anzahl an Galaxien im Universum auf ungefähr 100 Milliarden. Der Weltraum, unendliche Weiten.
Deep Space Nine – worum ging es nochmal?
Schauplatz ist diesmal kein Raumschiff, sondern die Raumstation Terok Nor, die nach dem Ende der cardassianischen Besetzung von Bajor im Jahr 2369 von der Sternenflotte bezogen wird, um politische Stabilität und Sicherheit auf Bajor zu gewährleisten. Kommando auf der fortan in Deep Space Nine umbenannten Station erhält Commander Benjamin Lafayette Sisko, zusammen mit seiner ersten bajoranischen Offizierin Major Kira Nerys. Mit Cardassia existiert nach langjährigem Krieg ein Waffenstillstandsabkommen, und das bajoranische Volk hegt aufgrund der langen Unterdrückung einen tiefen Hass gegenüber Cardassia. Man erfährt, dass die Zeit der cardassianischen Besetzung auf Bajor der Plünderung von Rohstoffen diente und dass während dieser Zeit ca. 10 Millionen Bajoraner den Tod fanden, darunter viele Widerstandskämpfer als auch Zivilisten.
So weit, so gut. Als Zuschauer erfährt man in den ersten Folgen, dass eine Raumstation doch weitaus schwieriger als ein Raumschiff zu führen ist. Tummeln sich doch etliche Rassen mit Zivilisten, Kriminellen, Händlern und Durchreisenden auf der Station. Rasch wird Commander Siskos Crew eingeführt. Darunter mit Chief Miles O‘Brien ein bekanntes Gesicht von der Enterprise, dem Wissenschaftsoffizier Lt. Cdr. Jadzia Dax und dem Arzt Dr. Julian Bashir. Sicherheitschef auf der Station ist Constable Odo, ein metamorphes Wesen, das in seinem flüssigen Zustand einst im bajoranischen System gefunden wurde und keine Erinnerung daran hat, woher er ursprünglich kam und wo sein Volk beheimatet ist. Ab der vierten Staffel gehört auch Commander Worf, ebenfalls von der Enterprise bekannt, zur festen Crew auf der Station.
Recht bald wird in der Nähe ein stabiles Wurmloch entdeckt, das als Passage in den 70.000 Lichtjahre entfernten und bis dato kaum erforschten Gamma-Quadranten fungiert. An solch einem strategisch wichtigen Phänomen zeigen natürlich viele Interesse, insbesondere die Cardassianer mit Gul Dukat, der sich im Laufe der Serie als Siskos Antagonist entpuppt. Hinzu kommt, dass die tief religiösen Bajoraner im Wurmloch ihre Propheten sehen. Aufgrund dieser Brisanz wird beschlossen, die Raumstation direkt vor den Eingang des Wurmlochs zu verlegen. Mit der Möglichkeit, neue Areale und unbekannte Spezies im Gamma-Quadranten zu erforschen, wird auch der rote Faden der Serie gespannt, der sich ab dem Ende der zweiten Staffel langsam aufbaut.
Denn im Gamma-Quadranten tummeln sich nicht nur friedliche Zivilisationen, sondern auch das von argwöhnischen Formwandlern geführte Dominion-Imperium. Eben jenes Volk, dem auch Odo entstammt, und seine Zugehörigkeit im Laufe der Serie zu großen inneren Konflikten führt. Formwandler trauen von Natur aus nun einmal keinen nicht-metamorphen Rassen und sehen Kontrolle als einziges Mittel, sich vor den „Solids“ zu schützen. Das haben sie im Gamma-Quadranten auch fleißig getan, und kontrollieren mit ihrer selbstgezüchten Kriegerrasse Jem’Hadar den gesamten Sektor.
Bevor es nun zum Krieg mit dem Dominion am Ende der fünften, und dem teuer erkauften Sieg der Föderation am Ende der letzten Staffel kommt, sind die Bedrohung durch das Dominion und die damit einhergehenden politischen Machtkämpfe, wechselnde Militärbündnisse, Präventivmaßnahmen und mögliche Kriegsalternativen zentrales Thema. Dazwischen fokussiert sich die Serie auf Themen wie Terrorismus, Zwischenmenschliches, Religion und der Illustration bereits bekannter Kulturen im Star-Trek-Kosmos. Besonders hervorzuheben sind hier neben den Cardassianern auch die Klingonen und Ferengi, denen mehrere einzelne Folgen gewidmet sind. Interessant ist, dass die Kulturen der Ferengi und Cardiassianer, die im Star-Trek-Kosmos bis dahin oft stereotyp dargestellt wurden, durch komplexe Charaktere aufgebohrt werden.
Ferengi – Gier und das Streben nach Profit
Mit dem Porträtieren der Ferengi-Kultur wird eine Rasse überraschend sympathisch, die es durch ihre oft haarsträubend überzeichneten Eigenschaften den modernen Menschen erst einmal schwer macht, sich mit ihnen anzufreunden.
Ferengi sind gerissene Händler vom Planeten Ferenginar, auf dem es aus irgendeinen Grund ununterbrochen regnet. Sie gehören nicht der Vereinten Föderation der Planeten an. Profit, Eigennutz und unermessliche Gier sind oberste Lebensprinzipien, und der Verhaltenskodex sind die 285 Erwerbsregeln, die jeder gute Ferengi auswendig kennen sollte. Dort finden sich Weisheiten wie „Einer guten Tat folgt die Strafe auf dem Fuße“ und „Ein Vertrag ist ein Vertrag ist ein Vertrag … aber nur zwischen Ferengi“. Das für menschliche Augen eher wenig attraktive Äußere wird unterstrichen von kulinarischen Köstlichkeiten wie Rohrmaden, Schneckensaft und Greewürmer. Gut, Klingonen haben mit Gagh und Racht (beides rohe, wurmartige Speisen) ja auch einen gewöhnungsbedürftigen Geschmack.
Ferengi sind zwar auf weltlichen Reichtum fixiert, und verehren das in wertlosem Gold gepresste, kostbare Latinum. Sie haben aber dennoch eine ausgeprägte Mythologie. Nach dem Tod eines Ferengi wird erst einmal die Leiche vakuumgetrocknet und in Scheiben geschnitten versteigert. Finanziell erfolgreiche Ferengi erreichen natürlich einen deutlich höhere Gebote. Auf den verstorbenen Ferengi wartet gemäß der Überlieferung die Himmlische Schatzkammer, wo Auktionatoren die Gebote für das nächste Leben entgegennehmen. Vorher muss allerdings der Registrator bestochen werden.
Um die für menschliche Normen skurril wirkenden Ferengi-Eigenschaften noch auf die Spitze zu treiben, wurde der Kultur ein sexistisches Frauenbild verpasst, bei dem selbst unsere irdisch-mittelalterlichen Kulturen vor Neid erblassen würden. Ferengi-Frauen werden schlicht „Weibliche“ genannt und dürfen weder Kleidung tragen noch das Haus verlassen. Natürlich haben sie auch keine Möglichkeit, Profit zu machen und politisch oder wirtschaftlich aktiv zu werden. Dafür dürfen sie aber den Männern das Essen vorkauen.
Aufgrund dieser im Bezug zu menschlichen Normen orthogonal verlaufenden Ideale werden Ferengi innerhalb der Föderation eher skeptisch betrachtet. Eventuell, weil den humanistisch geprägten Menschen des 24. Jahrhunderts die Ferengi-Kultur teilweise doch sehr an ihre eigene Vergangenheit, und dem was einst überwunden wurde, erinnert. Glücklicherweise sorgt die Oberste Direktive dafür, dass man jede Kultur primär so lässt wie sie ist, was den Ferengi auf der Station den Status einer geduldeten Plage verschafft. In die Stations-Bar, die von Quark und seinem trottelig wirkenden Bruder Rom betrieben wird, verirrt sich ein Großteil der Crew allerdings recht oft und gern.
Und die beiden Brüder, zusammen mit Roms Sohn Nog, stehen auch im Fokus elicher Folgen. Alle drei sind eher ungewöhnliche Ferengi, auf ihre ganz eigene Art und Weise. Nog wird im Laufe der Handlung der erste Ferengi in der Sternenflotte, mit dem Rang eines Lieutenant Junior Grade, und zeigt eher wenig Gerissenheit in geschäftlichen Dingen. Aufgrund dieser Erkenntnis will er mehr aus seinem Leben machen und zur Sternenflottenakademie. Er will nicht enden wie sein Vater Rom, der noch viel weniger Geschick für Handel und Profit hat und von seinem Bruder als schlecht bezahlte Hilfskraft in der Bar ausgebeutet wird. Dabei ist wahrscheinlich Rom von allen der ungewöhnlichste Ferengi, der so gar keine typischen Ferengi-Eigenschaften aufweist. Er ist trotz seiner trotteligen Erscheinung ein intelligenter und gutmütiger Kerl, der in technischen Dingen sehr geschickt ist. In der letzten Staffel, wo auf Ferenginar Reformen stattfinden, wird er vom großen Nagus gar als Nachfolger bestimmt.
Und Quark lebt nach seinen ganz eigenen Regeln und ist hinsichtlich Profit, Handelsgeschick und Durchtriebenheit eigentlich ein typischer Ferengi. Er hat eben die Ohren fürs Geschäft, wie man auf Ferenginar sagen würde. Aber er hat auch ein Gewissen, selbst in geschäftlichen Dingen, zeigt Ethik und auch Moral. Und er ist es auch, der in einigen Momenten der Menschheit des 24. Jahrhunderts den überfälligen Spiegel vorhält.
Ich weiß, wieso die Menschen uns Ferengi nicht leiden können. So wie ich das sehe, waren die Menschen früher genauso wie die Ferengi: gierig, raffsüchtig und gewinnorientiert. Wir erinnern Sie ständig an den Teil Ihrer Vergangenheit, den Sie gerne verdrängen. Aber Sie übersehen da etwas: Die Menschen waren zu der Zeit noch viel schlechter als die Ferengi. Sklaverei, Konzentrationslager, interstellare Kriege. Wir haben nichts in unserer Vergangenheit, das auch nur annähernd dieser Barbarei gleich kommt.
Quark
Cardassianer – Disziplin und Ordnung
Mit dem Volk der Cardassianer hatte man es in „Star Trek: Das nächste Jahrhundert“ schon mehrmas zu tun. Der Krieg mit der Föderation, die Bildung der entmilitarisierten Zone und das Waffenstillstandsabkommen waren quasi die Vorgeschichte für Deep Space Nine. Und nun lässt sich etwas tiefer in diese Kultur einblicken, die uns mit ihren preußischen Tugenden in einigen Dingen doch verblüffend ähnelt.
Cardassianer vom Planeten Cardassia Prime sind Humanoide mit leicht reptilienähnlichen Zügen. Sie genießen höhere Temperaturen als andere Völker und hassen grelles Licht. Disziplin, Effizienz, Familiensinn und Gehorsamkeit in einem ausgeprägtem System der Ordnung sind die obersten cardiassianischen Tugenden. Das cardiassianische Staatssystem ist streng hierachisch aufgebaut, herrschen tut das Zentralkommando als militärische Instanz zusammen mit der zivilen Regierung, dem Detapa-Rat, der aber nur pro forma Einfluss besitzt.
Weiterhin existiert der Obsidianische Orden als Geheimdienst, der mit seinen überaus effektiven Agenten im Dunkeln operiert. Das Rechtssystem ist einfach gehalten und kommt ohne bürokratischen Ballast. Zuerst wird das Urteil gesprochen, was für den Angeklagten immer schuldig bedeutet, und danach erfolgt der Prozess, wo der Angeklagte vor seiner Hinrichtung Gelegenheit bekommt, seine Schuld zu bekunden, Reue zu zeigen und die Effizienz des cardassianischen Systems zu preisen.
Auf Deep Space Nine ist nach der Übernahme durch die Föderation nur ein einziger Cardassianer übrig geblieben, der auf dem Promenadendeck als Schneider ein Geschäft betreibt. Sein Name ist schlicht Garak, und er bezeichnet sich als eine sehr private Person. Er freundet sich mit dem in den ersten Staffeln noch naiv gezeichneten Doktor Bashir an, mit dem er regelmäßige Mittagessen pflegt. Über seine Vergangenheit ist anfangs nicht viel bekannt, und man munkelt, dass er ein cardassianischer Spion sei. Er selber spielt auch gerne mit diesen Gerüchten und liefert auf Fragen meist widersprüchliche Aussagen, die aber alle irgendwo einen wahren Kern haben. Auf die Feststellung, dass er nicht immer Schneider gewesen sei, entgegnet er: „Sie haben recht, früher war ich mal Gärtner, also wenn ich etwas für Sie jäten soll, lassen Sie es mich wissen.“
Sein Auftreten in der Serie ist stets ein Highlight, und man erfährt im Laufe der Episoden, dass er einst Agent des Obsidianischen Ordens war, wegen angeblichen Verrats verbannt wurde und auf Deep Space Nine im Exil lebt. Und zu seiner Zeit als Agent auf Romulus tatsächlich einmal getarnt als Gärtner gearbeitet hat. Mit seinem Wortwitz, seiner Höflichkeit und seinem geistreichen Auftreten vergisst man leicht, dass er auch eine zerrissene Person ist, die an Klaustrophobie leidet. Und die Liste seiner Opfer aus Agentenzeiten wahrscheinlich recht lang ist. Zu seinem strengen Vater Enabran Tain, dem ehemaligen Führer des Obsidianischen Ordens, hat er ein schwieriges Verhältnis, denn Tain war es, der für Garaks Verbannung von Cardassia und sein Exil verantwortlich war.
Mit fortschreitendem Krieg gegen das Dominion ist es auch Garak, der letztendlich durch die Ermordung eines romulanischen Senators und der Fälschung von Beweismitteln Romulus dazu bringt, gegen das Dominion mit in den Krieg einzutreten. Er lehrt Benjamin Sisko, dass der Zweck auch die Mittel heiligt. Und wenn wir noch etwas von Garak lernen, dann ist es, dass man niemals dieselbe Lüge zweimal erzählen sollte.
Die Wahrheit ist normalerweise nur eine Entschuldigung für einen Mangel an Fantasie.
Garak
Deep Space Nine – das, was die Serie zurücklässt
Der Titel der letzten beiden Folgen trägt den passenden Namen „What You Leave Behind“. Und wenn man zurückblickt und das betrachtet, was Deep Space Nine nach 176 Folgen in gut 132 Stunden zurücklässt, dann lässt sich das schwer mit wenigen Worten beschreiben. Bei mir war es ein stimmiges Gefühl und auch die Gewissheit, dass ich in diese Serie wirklich eingetaucht war. Und so etwas kommt bei mir eher selten vor. Aber was genau im Detail war es, das mich letztendlich dazu geführt hat, die Serie sogar noch ein zweites und drittes Mal anzusehen?
Ich bin nicht so der typische Star-Trek-Fan. Und obwohl ich auch die anderen Ableger von „Star Trek: Das nächste Jahrhundert“ über „Star Trek: Raumschiff Voyager“ bis hin zu „Star Trek: Enterprise“ als DVD-Box besitze und komplett durchgesehen habe, hat mich bislang keiner davon animiert, mir alle Folgen unbedingt noch ein weiteres Mal anzusehen. Das soll nicht heißen, dass ich die anderen Serien schlecht fand. Keinesfalls. Auch wenn mir Janeways Voyager teilweise zu bieder, die Picard-Enterprise streckenweise altbacken und mir Captain Archers Geschichte nach vier Staffeln zu schnell abgewürgt war.
Deep Space Nine hat die gewisse Substanz, und das hat primär nichts mit Special Effects oder dem Anteil an Actionszenen zu tun. Und man merkt schnell, dass die Serie inzwischen gealtert ist. Selbst für die Neunziger waren die CGI-Effekte schon hinter der Zeit, und die Außenkulissen der Planeten wirkten oft wie die provisorisch gemalten Hintergrundbilder französischer Filme in den Sechzigern. Und obwohl Krieg ein zentrales Thema ist, halten sich Action-Sequenzen mit üppigen Raumschlachten doch sehr in Grenzen. Für viele Folgen gilt sogar eine gewisse Entschleunigung, die so gar nichts von der Hektik aufweist, die man bei einer Science-Fiction-Serie mit einem die halbe Galaxie umspannenden Konflikt erwarten würde. Für kritiklose Zeitgenossen, die sich an gängige Hollywood-Streifen mit aufwändiger CGI (Computer Generated Imagery) und pausenlosen Action-Einlagen gewöhnt haben, wären das wahrscheinlich schon zwei Gründe, um die Serie einen großen Bogen zu machen.
Deep Space Nine hat andere Qualitäten. Es wechseln sich Folgen geschickt und stimmig ab, die mal äußerst humorvoll und mal ernst sind. Und das ohne jemals in Klamauk zu verfallen oder den Zeigefinger zu erheben. Und Deep Space Nine zeigt eine Welt im 24. Jahrhundert, die wieder die nötige Portion Schmutz hat, Gut und Böse sich vermengen, nicht mehr so glattgebügelt ist, und in der Moral eben nicht immer über allem steht und der Zweck auch mal die Mittel rechtfertigt. Und das transportiert die Serie durch gut gezeichnete und vielschichtige Haupt- und Nebencharaktere, darunter viele Nonkonformisten und Sonderlinge, die alle ihre ganz eigene Ethik haben. Und genau diese Mischung ist es, die Deep Space Nine besonders macht. Und mich eventuell irgendwann dazu animiert, sie noch ein viertes Mal anzusehen.
3 Kommentare
Sehr schöne Zusammenfassung von DS9. Garak war auf jeden Fall auch immer mein absolutes Highlight; neben der USS Defiant versteht sich. Mit Abstand die beste Folge im gesamten Star Trek Kontext war Trials and Tribble-ations, weil dort die DS9 Crew auf der alten Enterprise während der Tibbles-Invasion (Episode 1967) ist. Schnitt und Tricktechnik sind einfach so überragend, dass man da Gefühl hat die DS9 Leute waren wirklich in der alten Enterprise Episode.
Trotzdem markiert DS9 für mich auch den Punkt an dem Star Trek aufhörte Star Trek zu sein. Der dunkle und kriegerische Tenor der letzten Staffeln ist nicht mehr klassisch Star Trek oder TNG.
Ja, die Tribble-Folge war schon genial. Auch erwähnenswert, dass dort auf das etwas andere Aussehen der Klingonen im 23. Jahrhundert angespielt wird. Zitat Worf: „Es ist eine lange Geschichte“.
Schön geschrieben von Dirk.
Dem möchte ich mich auch so anschließen. Mich hat die Serie damals auch langsam aber stetig in den Bann gezogen. Habe sie mir auch jetzt nach 20 Jahren auf Netflix noch mal angeschaut. Sicher…..angestaubt….was Effekte anbelangt……punktet die Serie aber nach wie vor mit ihren Darstellern…..Dialogen…….das Eingehen an Thematik wie Religion…..Politik…Freundschaft …Hass ..Verrat….Liebe….Krieg….und das näher Beleuchten der Rassen in dieser Serie.