Kultur und Lebensstil
Beiträge, die sich dem widmen, was der Mensch selbstgestaltend an materiellen und immateriellen kulturellen Leistungen hervorgebracht hat. Dazu zählt u. a. Technik, Kunst, Musik, aber auch gesellschaftliche Richtlinien sowie Subkulturen und Minimalismus.
Lassen sich die meisten elektronischen Musikproduktionen gut klassifizieren, gibt es seit jeher welche, die Hilflosigkeit hervorrufen, wenn Kataloge befüllt oder Metadaten verwaltet werden müssen. Es sind die klanglichen Werke, die sich ganz im Sinne des Eklektizismus bei mehreren Stilen, Ideologien und früheren Epochen bedienen. Um daraus wiederum etwas Neues zu erschaffen. Man findet sie heute unter Bezeichnern wie „Electronica”, „Abstract” oder IDM (Intelligent Dance Music). Wobei der Begriff „intelligente Tanzmusik” eigentlich Banane ist – ist es ja gerade die Art von elektronischer Musik, die weniger für die Tanzfläche erschaffen wurde. Auch drängt sich die Frage auf, ob mit „intelligent” die Musik an sich, der Produzent – oder vielleicht sogar die Hörer gemeint sind? Wie auch immer. Da ich kein Freund von Schubladen bin, aber durch und durch pragmatisch, belasse ich es bei IDM und widme mich den Exoten damaliger elektronischer Tanzmusik, die weniger zum kollektiven Rumzappeln animierten. Dafür den Geist ansprachen. Und daneben vielleicht noch heute die eine oder andere unerwartete Wirkung mit sich bringen.
Retrogressive Sessions 2023.23 – 10-jähriger Jubiläumsmix, der sich IDM und Electro der Neunziger widmet.
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Dirk am 23. Juni 2023
War es früher Ehrensache, sich am Mittagstisch an einer selber zubereiteten Mahlzeit zu erfreuen, schaut es heute oft anders aus. Fertiggerichte sind gefragt. Und das seit mehr als 60 Jahren. Inzwischen geht der Trend zwar zu höherwertiger „Bequemnahrung”, die nicht mehr den Industriegeruch von pampigem Tiefkühlfraß der Siebziger und Achtziger mit sich bringt. Dennoch: Es ist nicht alles Gold, was glänzend verpackt ist. Und Kochen kann man sehr wohl auch selber in die Hand nehmen. Längst nicht so schwierig, wie manche denken mögen. Man braucht auch kein Hochschuldiplom, um mit wenig Zeit- und Geldeinsatz ein Essen zu servieren, das seinen Namen verdient. Vermutlich sind es weniger die zwei linken Hände zum Halten des Kochlöffels, die Leute davon abhalten, sondern eher der Mangel an Lust und Zeit. Kombiniert mit der fixen Überzeugung, dass Konfektioniertes gleichwertig sei. Dabei verbringt man im Schnitt mehr als drei Jahre seines Lebens mit der Nahrungsaufnahme. Und die Hälfte davon dann nochmal auf der Keramik. Klingt doch nach einem Grund, diesem täglichen Ritual auch die angemessene Hingabe zu widmen.
Selber Kochen mit zeitlosem Geschirr. Schwedische Gusseisenpfannen von Skeppshult (links) sowie eine Grillpfanne von Carl Victor (rechts). Beide Pfannen haben eine Herstellergarantie von 25 Jahren. Die man aber nie in Anspruch nehmen wird.
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Dirk am 24. Dezember 2022
Ob sich Buddha tatsächlich nur von Hanfsamen ernährte, Shakespeare eine verdächtige Tonpfeife gepafft hat oder irgendein Tropf von der Tüte zur Spritze umstieg – das Thema Cannabis polarisiert. Und kommt, was den THC-haltigen Konsum betrifft, seit jeher mit einer ganzen Reihe an Pro- und Kontra-Argumenten einher. Die aus dem einen oder anderen Lager regelmäßig aufploppen. Am besten sollte man sie alle auf OCB-Blättchen drucken und anschließend rauchen. Dann hätte man sie wenigstens schnell wieder vergessen. Oder würde die inbegriffene Sinnlosigkeit zumindest erahnen. Und könnte dieses Hickhack auf einen simplen Satz herunterbrechen: Ist keine Affinität vorhanden, fällt Ablehnung leicht – und ist sie da, wird Missbilligung kein Hinderungsgrund sein. So wusste ich vor fast 30 Jahren, dass ich mit dieser uralten Droge eine längere Verbindung eingehen werde. Die einen Großteil meiner späten Jugend (im wahrsten Sinne des Wortes) durch die Pfeife ziehen wird. Eine Zeit mit vielen unvergleichlichen, absurden als auch mystischen Momenten. Mit der ältesten Kulturpflanze im Gepäck – weltentrückt und verraucht, auf vertrauten und auf weniger bekannten Pfaden unterwegs.
Meine kompakte Wasserpfeife von „Bam Bam Bhole“ (Baujahr 1994), die noch immer existiert. Und mit der in den Neunzigern gefühlt eine ganze Monatsernte des Marokkanischen Rif-Gebirges verdampft wurde.
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Dirk am 26. Juni 2022
Wenn es neben Comics, BMX und Computerspielen etwas gab, das meine Kindheit und Jugend wie nichts anderes prägte, dann war es die Zeit im Kleingarten. So ein autonomer Garten hat in unserer Ahnentafel Tradition. Nicht nur die Urgroßeltern hatten einen, auch die Großeltern beackerten fast ihr gesamtes Leben ihr eigenes „Lande“. Wo dann später auch meine ersten Lebensjahre begannen. Und um 1982 entschlossen sich die Eltern, sich ebenfalls eine Parzelle zuzulegen. Die von uns über zehn Jahre als Hobby- und Erholungsort genutzt wurde. Solche auch als Schrebergärten bezeichneten Orte sind als Raststätte auf der Strecke des Alltags nicht zu unterschätzen. Und wer vorhat, sein eigenes Grundstück im Grünen zu bewirtschaften, kann sich glücklich schätzen. Damals wie heute. Besonders wenn man nur das Stadtleben kennt, vielleicht noch in einer dieser Betonsiedlungen wohnt. Denn Kleingärten dienen nicht nur zur Selbstverwirklichung und dem Anbau von Obst und Gemüse, sie haben auch viele versteckte Werte, die einen erst im fortgeschrittenen Alter richtig bewusst werden.
Der Kleingartenverein „Gute Ernte“ e. V. in Bremen Horn-Lehe. Eine natürliche Oase inmitten einer Stadt.
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Wenn man in diesen Zeiten versehentlich in das hineintritt, was als populäre Musik hier und dort vor sich hindudelt, fragt man sich schon, auf welchem Planeten man gerade gelandet ist. Ist das der musikalische Fortschritt, der in den letzten vierzig Jahren reifen sollte? Falls ja, ging etwas mächtig schief. Andererseits, die Charts sind ja schon lange nicht mehr der Maßstab für musikalische Originalität und Innovation. Eher ein Spiegelbild eines befremdlichen Zeitgeistes. Wie sonst ließe sich diese aufgedunsene Plastikmusik mit Deprifärbung erklären? … War das damals denn so viel anders? Ja, war es. Sicher, alberne Musik spielte auch das Radio der Achtziger zuhauf, da machen wir uns nichts vor. Nur verbargen sich damals unter dem Sammelbegriff Popmusik nicht nur leblose Wegwerfprodukte, sondern auch Originalität, Innovation und vor allem Coolness. Und es war Musik, die oft auch die nötige Portion Schmutz mitbrachte und den Hörer nicht mit Samthandschuhen in eine sedierte Ersatzwelt schickte. Und in diese Zeit geht es nun zurück. In ein spannendes Jahrzehnt voller Subkultur. Als die Musikwelt nicht nur von Synthesizern einmal komplett umgekrempelt wurde.
Synth-Pop Musiker und Produzenten der Achtziger: Trevor Horn, Laura Branigan, Mark Hollis, Sandra und Paul Hardcastle.
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Denkt man an die ältesten Vertreter elektronischer Tanzmusik, kommen einen sicherlich Chicago House und Detroit Techno als Ur-Formen von House und Techno in den Sinn, die Mitte der Achtziger den Grundstein für viele elektronische Genres legten. Doch halt, da gab es mit Acid House ja noch ein anderes Phänomen, das zwischen 1987 und 1989 die Achtziger elektronisch rockte. Auch wenn der Hype schnell verpufft war, so hat er doch seine Spuren hinterlassen. Die Acid-House-Bewegung brachte nicht nur Ecstasy, illegale Raves und den Smiley in die Schlagzeilen, sie festigte auch einen Untergrund in der Jugendkultur, der noch viele Jahre zusammen mit elektronischer Musik weiterexistieren sollte.
Acid House – Jugendbewegung der späten Achtziger
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Dirk am 8. August 2020
Radfahren liegt im Trend. Ob nun Corona oder das kaputte Klima mit dazu beigetragen hat: Man schmunzelt schon über die vielen Neuradler auf den Radwanderwegen, die ausschauen, als wären sie ihr Leben lang nur Auto gefahren – in bunter Montur, auf nagelneuen, überstaffierten Fahrrädern. Einerseits erfreulich, dass eine auf Muskelkraft und Mechanik basierende Fortbewegungsmethode im von Bequemlichkeit angetriebenen Land vermehrt Beachtung findet. Andererseits, so viel Mechanik spielt beim modernen, mit Elektronik überladenen Fahrrad gar nicht mehr die Hauptrolle. Aber das ist beim Auto ja ähnlich. Wo man früher den Schraubenschlüssel brauchte, muss nun die Werkstatt mit Software und Laptop her. Als jemand, der seit 40 Jahren mit dem Fahrrad unterwegs ist, hat so ein traditionelles Zweirad noch eine ganz eigene Bedeutung. Und die pendelt zwischen Sportgerät, Fortbewegungsmittel sowie einem Vehikel, an dem man rumschrauben kann – damals wie heute.
Mein inzwischen fast 25 Jahre altes „Bike“ der Marke Eigenbau.
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Dirk am 28. November 2019
Was die morgendlichen Stimulanzien betrifft, hat Tee hierzulande nicht gerade die Krone auf. Und wenn schon Tee mit Koffein, dann meist Schwarztee. Dabei wird gerade Grüntee von Fitness-Gurus und Medikussen schon länger als Wundermittel und Schlankmacher gepriesen. So wie eine Arznei – die man eigentlich nicht mag, aber vielleicht hilft. Und auch die Boulevardblätter haben Grüntee als Attraktion entdeckt, rezitieren etliche Gründe, warum gerade dieser Tee so unheimlich gesund ist. Und fügen noch ein paar Rezepte hinzu, um ihn trendgemäß mit weiteren Zusätzen zu verfeinern. Schon ein kurioses Schicksal, das Grüntee hier im Westen erreicht hat. Entweder als Gesundmacher für Leute, die ungesund leben. Oder als Modegetränk, das man mit Ingwer, Zitronengras und Melone vergewaltigt. Blickt man in der langen Teegeschichte zurück, entdeckt man aber auch ganz andere Facetten.
Grüntee – Stimulans aus dem alten Asien
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Dirk am 3. August 2019
Mode und Trends gaben einen schon immer gerne Rätsel auf. Bis zur späten Jugend beeinflussen sie bei vielen die Kaufentscheidung. Danach ist es zunehmend die Persönlichkeit, die Hose oder Hemd für einen aussucht. Eine natürliche Entwicklung. Was kümmert es auch, wenn die Modeketten jedes Jahr neue Flausen kreieren und dem Esel die Karotte vor die Nase halten? Man muss den Zirkus ja nicht mitmachen, kauft was gefällt und achtet mehr auf Qualität als auf Staffage. Doch spätestens dann, wenn eine neue Herrenjeans fällig wird, und man verärgert feststellt, dass in den meisten Läden nur noch Modeelend angeboten wird, kommt man ins Grübeln. Und fragt sich, was gerade mal wieder schief läuft. Dass früher vieles anders, aber nicht unbedingt alles besser war, zeigt diese kleine Reise in Sachen Modetrends der Achtziger, Minimalismus und der mühsamen Suche nach einem überzeugenden Kleidungsstück.
Schuh oder Bremsklotz? Modetrends gaben schon immer gerne Rätsel auf.
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Dirk am 6. April 2019
Die schnelle Nahrung für den Hunger zwischendurch erfreut sich seit jeher großer Beliebtheit und das Angebot wächst. Längst ist Fast Food nicht mehr nur die ballaststoffarme und übersalzene Pampe, die Diabetes und Übergewicht fördert. Inzwischen gibt es eine beachtliche Palette von Anbietern, die auf frische Zutaten und Qualität setzen. Eines haben aber weiterhin alle gemeinsam, nämlich Schnelligkeit. In einer Welt, wo Zeit in Geldeinheiten gemessen wird, sind höchstens fünf Minuten, die zwischen Bestellung und Mahlzeit liegen, nicht nur praktisch sondern oft auch notwendig, wenn die Mittagspause mal wieder auf 30 Minuten heruntergekürzt wurde. Zeit hatte man als Kind hingegen mehr als genug. Und dennoch war Fast Food reizvoll, fast schon magisch. Blickt man zurück auf eine Zeit, wo der deutsche Imbiss seine Blütezeit hatte und McDonald’s noch preiswert war, so hat sich in den letzten Jahrzehnten einiges verändert.
Fast Food (Schnitzel & Pommes) – seit jeher beliebt bei den Deutschen
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